AUF DER LANGEN WIESE WACHSEN DIE UHREN HIMMELWÄRTS

Eingebettet zwischen Hügeln, dem Mont Soleil und der höchsten Erhebung des Juras, dem Chasseral, befindet sich der idyllische Ort Saint-Imier. Die Bergweiden des malerische Dorfs im Berner Jura säumen gelbe Enziane, alpine Stauden und Glockenblumen. Ein hervorragender Ort, um Käse zu produzieren? Vielleicht … Der idyllische Ort mit dem calvinistischen Geist ist aber mehr als eine Ansammlung verschlafener Bauernhöfe und weidender Kühe – im Tal von Saint-Imier liegt der heilige Gral der Uhrmacher-Kunst. Diese hat hier eine lange Tradition. Die Geschichte der ältesten Uhrenmarke der Welt, Longines, die hier ihren Hauptsitz hat, lässt sich bis in das Jahr 1832 zurückverfolgen. Assoziiert man beim Klang des Namens Eleganz und Reitsport, impliziert der Firmenname eine noch größere Erdung. Schließlich bedeutet die klangvolle Bezeichnung Longines nichts anderes als „lange Wiesen“. Kein fiktiver Name, sondern sattgrüne Wiesen, über die die Bauern und Uhrmacher vom Bahnhof in der kalten Jahreszeit zum Haupthaus von Longines wanderten. Vor über hundert Jahren lebten sie damals im Rhythmus der Natur, im Sommer arbeiteten sie auf dem Land und im schroffen Winter wurden sie aus blanker Not im Nebenerwerb zu Uhrmachern. Der Beruf der sogenannten Uhrmacher-Bauern entstand und mit der Tatkraft der Bauern eine Region, die bis heute mit ihren exzellenten Uhren-Kreationen zu brillieren weiß.

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Keine Werbeplakate, auf denen Testimonials der ansässigen Luxusuhren-Manufaktur Longines am Handgelenk zu sehen sind, kein Prunk und kein Glamour weisen darauf hin, dass in Saint-Imier großartige Uhren das Licht der Welt erblicken und Uhrengeschichte geschrieben wurde und wird. In den Ursprüngen war die, von Auguste Agassiz geführte, Uhrenmanufaktur ein aufstrebendes Uhrenkontor, wie viele in der Region. Longines ließ seine Uhren damals in der traditionellen Etablissage-Methode in Heimarbeit fertigen. Die heutige Longines-Produktionsstätte nahm ihren Anfang, als Nachfolger Ernest Francillon 1867 beschloss, das gängige Herstellungskonzept über Bord zu werfen und begann, alle seine Mitarbeiter unter demselben Dach zu vereinen. 1889 ließ er das bis heute bestehende Logo mit der geflügelten Sanduhr und dem Longines-Schriftzug patentieren.

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Ein besonderes Augenmerk verdient das am Ufer der Schüss gelegene Longines-Museum, welches die Geschichte der Uhrenmarke veranschaulicht und die Meisterstücke verschiedenster Epochen ausstellt. Besonders die Art-Déco-Uhren aus den 20er Jahren sind heute begehrte Sammlerstücke. Die innovativen Zeitmesser von Longines erlebten dank ihrer außergewöhnlichen Robustheit und Präzision mit so manchen Abenteurern und Pionieren aufregende Momente mit geschichtlicher Dimension. So begleiteten sie Entdeckungsexpeditionen bis in die letzten unbekannten Gebiete der Welt oder spielten bei der Überquerung der Ozeane und beim Aufstellen von Flugrekorden eine bedeutende Rolle. Die berühmteste Kreation aus dem Hause Longines ist die Lindbergh Hour Angle Watch, die speziell für den Flugpionier Peter Lindbergh entwickelt wurde. Bis zur Weltausstellung 1929 in Barcelona wurde Longines mit nicht weniger als zehn Preisen an internationalen Ausstellungen und Weltausstellungen geehrt und avancierte zur meistprämierten Uhrenmarke.

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Die Landwirtschaft und Uhrmacherkunst haben eine lange Tradition in der Alpenrepublik. Der Schweizer Uhrenpapst Jean-Claude Biver nimmt das sogar wortwörtlich und produziert sowohl Uhren als auch Käse. Die Gedanken fokussieren, äußere Reize minimieren, ist sicher ein Teil des Geheimnisses zur wahren Uhrmacher-Expertise. Eine Uhrenmarke nach einer langen Wiese zu benennen ist zumindest ungewöhnlich, spiegelt aber zugleich den speziellen Geist, der wahren Uhrmachern innewohnt, wider. Bauern, lange Wiesen und das Ticken von Uhren stehen in einer magischen Verbindung zueinander: spürbar in jeder Longines, die ihren Träger gefunden hat.

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